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Ideenklau - Was ist erlaubt, was muss ich beachten?
#1
Nachdem in meinem Thread "Großer roter Drache" (in der Galerie unter Fantasy) eine beklagenswerte Diskussion dazu ausgebrochen ist, wann etwas Ideenklau ist, und wann nicht, möchte ich hier mal ein paar Ergebnisse meiner Recherche zu Ideenklau und Plagiaten festhalten, die vielleicht als Orientierung dienen können.

Kurze Vorgeschichte: Ich hatte aus drei Anleitungen aus dem Buch Fantasy-Perlentiere von Torsten Becker einen großen roten Drachen gebastelt und in der Perlen-Galerie ausgestellt. Obwohl ich, wie ich dachte deutlich, angegeben hatte, dass die Vorlagen aus dem Buch von TB stammten, kam von mettalqueen, die scheinbar kürzlich erst heftig angegangen wurde, weil sie eine Anleitung abwandeln wollte, die Frage:
mettalqueen schrieb:ist das aber nicht auch ideenklau?
Daraufhin entsponn sich eine Diskussion über zwei Seiten, die mich zu diesem Thread veranlasst hat.
Ich möchte hier einfach mal ein paar Zitate (jeweils mit Quellenangabe Wink ) festhalten, die evtl. klären könnten, ab wann man von Ideenklau, oder Plagiat, sprechen muss, und wie man sich absichern kann. Im Grunde ist es nämlich ganz einfach: Schreibt einfach dazu, welche Anleitung ihr verwendet habt oder woher eure Idee stammte (habt ihr z.B. auf eigene Faust versucht, ein Perlentier aus dem Internet nachzubasteln, "gehört" die Idee zu einem Tier in genau dieser Form nicht euch sondern demjenigen, dessen Tier ihr nachbasteln wollt. Auch in so einem Fall müsst ihr also eure Quelle angeben).

Und nun noch etwas ausführlicher:

Ideenklau, im Sinne von Plagiat, ist etwas dann, wenn man eine Idee oder einen Gedanken von jemand anderem übernimmt und veröffentlicht, ohne zu kennzeichnen, von wem der Gedanke ursprünglich stammt. (z.B. Definition Leibniz Universität Hannover für Text-Plagiate: "Ein Plagiat ist die widerrechtliche Übernahme und Verbreitung von fremden Texten jeglicher Art und Form ohne Kenntlichmachung der Quelle." Quelle: http://www.uni-hannover.de/imperia/md/co...lagiat.pdf)

Bei jeder persönlichen geistigen Schöpfung (sei es eine Anleitung oder auch "nur" die Form eines Perlentiers) besteht ein Urheberrecht, das nicht verletzt werden darf. Dazu ein paar Textauszüge (Quelle: http://www.akademie.de/wissen/urheberrec...eigentum):
Der Urheber ist der Schöpfer seines Werkes. Unter einem Werk versteht das Urhebergesetz persönliche geistige Schöpfungen (§ 2 Abs. 2 UrhG).
Was wird durch das Urhebergesetz geschützt?
Geschützt wird die "persönliche geistige Schöpfung", § 2 UrhG. Das Gesetz nennt eine Reihe von Beispielen, die nicht abschließend ist. Als Urheber werden insbesondere geschützt, § 2 UrhG:
  • Sprachwerke, wie Schriftwerke, Reden und Computerprogramme (Nr. 1);
    [...]
    Werke der bildenden Künste einschließlich der Werke der Baukunst und der angewandten Kunst und Entwürfe solcher Werke (Nr.4);
    Lichtbildwerke einschließlich der Werke, die ähnlich wie Lichtbildwerke geschaffen werden (Nr. 5);
    [...]
    Darstellungen wissenschaftlicher oder technischer Art, wie Zeichnungen, Pläne, Karten, Skizzen, Tabellen und plastische Darstellungen (Nr. 7);
    Bearbeitungen, soweit sie geistige Schöpfungen sind, § 3 UrhG;
    [...]


Meines Wissens dürfen Schriftwerke (genau weiß ich es leider nur für wissenschaftliche Texte), an denen man selbst nicht das Urheberrecht besitzt, auszugsweise und unter genauer Angabe der Quelle, in eigene Veröffentlichungen mit eingebunden werden. Im Internet gibt es meistens eine Art "Ehrenkodex", der eben besagt, dass man auf die ursprüngliche Quelle verlinken muss, wenn man fremde Ideen verwendet.

Marina schrieb:der ist schön.
aber eine Eigenkreation ist es nicht. Weil er aus Vorlagen zusammengebaut ist.
Mal abgesehen davon, dass ich gar nicht behauptet hatte, dass der rote Drache eine Eigenkreation sei: Nach der obigen Aufzählung, letzter Punkt, wäre scheinbar auch meine Zusammenstellung der drei Vorlagen von Torsten Becker ein schützenswertes Werk i.S.d. Urheberrechts, was man umgangssprachlich evtl. als "Eigenkreation" bezeichnen könnte; das gilt aber natürlich nicht für die einzelnen Anleitungen, die ich verwendet habe! Die sind nach wie vor geistiges Eigentum von Torsten Becker und ich dürfte sie also, auch in meiner abgewandelten Form, nicht irgendwo unter meinem Namen veröffentlichen.

Fazit: Möglichst genau angeben, woher die Anleitung oder auch nur die Idee einer Perlenkreation stammt, so dass jemand anderes nachvollziehen kann, wie der gedankliche Prozess der Ideenfindung verlaufen ist. Damit müsste man auf der sicheren Seite sein.
Oder?

P.S.: Es gibt ja schon einen Thread von Jalaila dazu, dass man angeben soll, woher die Anleitung für ein geperltes Tierchen stammt, aber ich habe trotzdem einen neuen Faden eröffnet, da der Schwerpunkt m.E. da ein bisschen anders ist. Falls du, Jalaila, das anders siehst, kannst du die beiden natürlich auch gerne zusammenführen!
.
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#2
Halo Westmonster,
vielen Dank für diesen Thread! Nach der Diskussion wolte ich schon einen ähnlichen starten, aber du hast mir die ganze Arbeit abgenommen.

Ideenklau ist tatsächlich nur (für unseren Fall) ein Perlentier, dass von einem anderen abgeperlt oder nach Anleitung erstellt wurde und als geistiges Eigentum ausgegeben wird. Solange man angibt, woher man die Anleitung hat bzw. nach welchem Foto man geperlt hat, ist es kein Ideenklau.

Für den Fall des Drachens: Wenn man mehrere Anleitungen kombiniert oder eine bestehende Anleitung verändert, dann ist das ganz normal erlaubt. Man muss es eben nur kenntlich machen.
Wenn jemand nicht wünscht, das das mit seinen Fotos oder Anleitungen geschieht, dann ist die einzige Konsequenz daraus, die Fotos nicht im Internet zu zeigen. Verbieten kann man es nicht.

Dein letztes fettgedrucktes Textstück fasst es sehr gut zusammen.

Nun nochmal zum Thema Eigenkreation: Auch hier stimmt, was du gesagt hast. Allerdings ist "Eigenkreation" kein rechtlicher Begriff. Dein Drache ist sehr wohl geschützt - zumindest die "eigene" Idee, alle drei Anleitungen ebenso zu kombinieren und den Drachen damit zu "kreieren". Wenn jemand das sieht und ebenso macht, dann sollte er auch sagen, dass diese Idee von dir stammt, die Anleitungen aber von Torsten Becker. Eine "Eigenkreation" im Sinne, dass du ihn dir völlig allein ausgedacht hast, ist der Drachen in der Tat nicht (hast du ja auch nie behauptet). Hier im Forum verwenden wir den Begriff "Eigenkreation" aber nur für Tiere, die völlig selbst frei entworfen wurden, maximal noch anhand eines "echten" Fotos z.B. von einem lebenden Tier oder einer Zeichnung etc.

Schwierig wird es bei "allgemeinen" Tieren. Wenn jemand einen Schäferhund perlt und ein anderer auch, ganz unabhängig voneinander, dann kann es sein, dass sich diese Hunde ähneln - eben weil es Schäferhunde sind. Das liegt in der Natur der Sache. Den Fakt "Schäferhund" ist also nicht geschützt, ebenso wenig das Motiv Drachen an sich.

Ganz eine andere Sache ist dann nochmal der kommerzielle Nutzen. Um den ging es auch schon ab und zu. In allen Perlentierbüchern steht hinten im Impressum, dass die Anleitungen oder nachgebaute Werke nicht kommerziell genutzt werden dürfen (=verkauft werden). Auch freie Anleitungen, die zwar kostenlos erhältlich sind, dürfen nur dann kommerziell genutzt werden, wenn es dabei steht oder ein Verbot nicht genannt wird.

Verkauf von Markenfiguren
ist immer untersagt. Walt Disney, Hello Kitty und Co dürfen nie ohne Absprache mit den Urhebern verkauft werden, auch wenn man die Anleitung selbst kreiert hat (ich habe z.B. einen Mushu aus dem Film Mulan entworfen. Die Anleitung darf ich zur Verfügung stellen, aber nur kostenlos. Die Figur oder Anleitung verkaufen dürfte ich hingegen nicht.)

Das Thema ist ziemlich komplex und in der "großen realen Welt" beschäftigen sich viele Anwälte damit, daraus Geld zu machen. Ich hoffe, dass es hier im Forum nicht mal soweit kommt und sich alles friedlich klären lässt. Daher schließe ich mich Westmonster an:

westmonster schrieb:Zitat: Fazit: Möglichst genau angeben, woher die Anleitung oder auch nur die Idee einer Perlenkreation stammt, so dass jemand anderes nachvollziehen kann, wie der gedankliche Prozess der Ideenfindung verlaufen ist. Damit müsste man auf der sicheren Seite sein.
Viel Spaß bei kreativer Inspiration! Es geht doch nichts über Beadwork, egal welcher Art...
www.perlentiere.com
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#3
hm,
aber müsste dann nicht jedes überhaupt geperlte Tier mit einer "ursprünglichen Anleitung" versehen werden, denn z. B. der Bauch ist ja immer identisch (bis auf die Anzahl der Perlen), und irgendwann haben wir alle irgendeine Vorlage für einen "Grundkörper" erstellt. Es ist nunmal so, dass sich manchmal nur die Beine ändern, oder der Schwanz. Manche Tiere unterscheiden sich fast nur durch die Farbe, siehe Stinktier/Eichhörnchen.
Mich wundert sowieso, dass T. Becker und I. Moras viele Tiere gleichzeitig als Vorlage in ihren Büchern haben, z. B.
die Chamäleons sind sich ziemlich ähnlich, manchmal mit dickeren Beinen, manchmal mit dünneren...
oder man beachte nur die Riesenauswahl an Orcas...
wann ist es denn nun konkret eine auch kommerziell erlaubte geistige Eigenkreation?
Theoretisch dürfte es ja dann auch keine neuen Vorlagenbücher geben?
Bitte nicht missverstehen, ich will keinen Streit anfangen!
Aber mich interessiert das Thema auch und es ist nur eine Nachfrage.
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#4
Ich denke, so absolut konkret ist das nicht geregelt (kann es m.E. auch gar nicht). Das ist vermutlich einer dieser Fälle, wo man seine Quellen- und Inspirationsangaben mit gesundem Menschenverstand in einem vertretbaren Rahmen halten muss.
In der Gegenfädeltechnik geht es ja fast nicht anders, wie du schon richtig sagtest, dass der Bauch (fast) immer gleich aussieht, auch Flügel werden sich sicher ähneln, oder Füße, Finger etc., d.h. diese Dinge hat man auch in der kreativsten Eigenerfindung normalerweise nicht selbst entwickelt. Aber es muss ja auch kein Ingenieur angeben, dass er einen Kreuzschlitzschraubenzieher verwendet hat, geschweige denn den Erfinder dieses Schraubenziehers. (Ist das Beispiel verständlich? :? )

Man muss einfach fair bleiben und nach bestem Wissen und Gewissen angeben, wodurch man inspiriert wurde.

Wenn man also selbst der Ansicht ist, dass es sich nur um eine Abwandlung einer bestehenden Anleitung handelt, diese Anleitung als (Teil-)Quelle angeben.
Wenn man irgendwo eine Idee gesehen hat (z.B. einen Chaosdrachen in lauter verschiedenen Regenbogen-Farben) und sie so in etwa nachbastelt, vielleicht nur die gleichen Farben verwendet, aber eine andere Anleitung, ist es auch nur fair anzugeben, wo man inspiriert wurde.
Wenn man ein Tier aus einer Anleitung gebastelt hat und etwas hinzugefügt hat (z.B. ein kleiner Drache mit einem Lenkrad in der Hand :roll: ), in der Beschreibung unterscheiden zwischen Anleitung und Eigenanteil.
Ich würde auch, wenn ich ein Tier selbst entwickle und eine "Hüfte" einbaue, anmerken, dass Torsten Becker seinen Tieren ebenfalls solche Hüften gibt. Einfach weil das in meinen Augen seine Innovation war, und halt nicht meine Idee (ob er die nun wirklich selbst erfunden hat, weiß ich mit meinem beschränkten Perlenbuch-Horizont leider nicht, aber ich gebe eben an, wo ich die Hüfte gesehen habe; mehr kann, finde ich, keiner verlangen).

Durch diese Maßnahmen wird der Urheber gewürdigt, und es fällt auch Nachbastlern leichter, die richtige Anleitung zu finden.

Eine Angabe wo man seinen ersten Gegenfädel-Bauch gefunden hat, würde ich aber persönlich als übertrieben empfinden.
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#5
Jalaila schrieb:Hier im Forum verwenden wir den Begriff "Eigenkreation" aber nur für Tiere, die völlig selbst frei entworfen wurden, maximal noch anhand eines "echten" Fotos z.B. von einem lebenden Tier oder einer Zeichnung etc.
Danke, Jalaila, für die Definition!
Manchmal weiß man nicht von vornherein, welche Begriffe wo wie verwendet werden. Smile
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#6
Ich finde es super, dass ihr hier zusammen gefasst habt, was zu beachten ist Smile
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#7
Katinka schrieb:Ich finde es super, dass ihr hier zusammen gefasst habt, was zu beachten ist Smile
Smile Danke, das freut mich!
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#8
der beitrag ist zwar schon alt, aber möchte dazu auch noch was fragen...

Ich bastel meistens nie nach Vorlagen, bzw. stöber im www und denke mir dann selbst was aus...
natürlich kann es dann passieren, dass meine "Kreation" einer anderen ähnlich sieht ohne das ich das weiß....

Selbstverständlich gebe ich die Quelle mit an, wenn ich sie weiß und genau danach geperlt habe.

Oft bastel ich auch noch Fotos von google da steht meist nicht dabei wonach das geperlt wurde.

Und wenn ich nach "Youtube" bastel? Den Link mit angeben?
Liebe Grüße die Kreativechse

.... meine kreative Seite
Handgemachtes ideenreich und mit Liebe gestaltet.

Besuche meine Homepage - Kreativechse
Kreativechse auf Facebook
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#9
Also wenn du einen Link oder Namen hast, dann gib ihn ruhig an. Oder wenn du nach einem Foto perlst. du kannst auch einfach sagen, "Ich hab da ein Bild gesehen, aber ich weiss nicht mehr wo oder von wem." Das reicht ja schon um zu zeigen: Nicht allein meins! Es geht ja einfach darum, dem Werk eines anderen Respekt zu zollen.
Ich hab zum Beispiel bei meiner Hydra ein Vasenbild um 500 v. Chr. zum Vorbild genommen und das dann auch verlinkt. Trotzdem würde ich sagen, dass meine Hydra eine Eigenkreation ist. In der Kunst und Literatur ist es ja üblich, dass man andere Künstler im eigenen Werk zitiert und nachahmt, das gehört ja zur eigenen aber auch zur gesellschaftlichen Entwicklung. Solange das ersichtlich ist, ist es in Ordnung. Und kann trotzdem, wenn es abgewandelt oder weiterentwickelt wurde, etwas eigenes sein. Ich persönlich finde es interessant, wenn man den Entstehungsprozess nachvollziehen kann. Aber ich bin fast Archäologin und hab da ein berufliches Interesse dran. Wink
truth: It is a beautiful and terrible thing, and should therefore be treated with great caution. - A.P.W.B.D.
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#10
Hallöchen zusammen,

Ich habe den Thread gerade durchgelesen.

Ich habe mich auch intensiv mit dem Thema Urheberrecht auseinandergesetzt. Grund hierfür war, dass mich viele nach kleinen Perlentieren gefragt haben. Problem ist nur, dass es richtig ins Geld geht, wenn man die Teile immer verschenkt. Tauschen geht auch. Ich wollte die Tiere aber auf unserem Bazar / Krämermarkt oder am Tag der offenen Tür gegen einen Kleinbetrag anbieten.

Ich habe dann ganz einfach so gemacht, dass ich die einzelnen Urheber ( wie z.B. Torsten Becker ) angeschrieben habe und um Erlaubnis gefragt habe. Diese Erlaubnis habe ich mir ausgedruckt. Ich verweise auch immer drauf, von wem die Vorlage stammt. Außerdem will ich ja nicht dran verdienen, sondern nur wieder neue Perlen kaufen.

Also gilt für mich auch weiter: wer freundlich fragt bekommt auch eine freundliche Antwort.


LG Markus


Thumbsup




Wer etwas probiert kann Fehler machen, wer es gar nicht probiert hat den Fehler schon gemacht. :!:

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